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Minitel: Französischer Internet-Cousin

Vor mehr als 40 Jahren erschienen in Frankreich Minitel-Terminals und damit viele der Vorteile, die wir im modernen Internet gewohnt sind. Es ist schwer vorstellbar, dass in den 80er Jahren eine einfache Hausfrau Theaterkarten buchen, die Lieferung von Lebensmitteln bestellen und in der Zwischenzeit den Thermostat im Nebenzimmer an der Tastatur einstellen konnte. Tatsächlich ist dies nur ein kleiner Teil dessen, was die Minitel-Terminals konnten. Und das alles auf Basis des französischen Telefonnetzes und nur im Inland.

Die staatliche Unterstützung für Minitel wurde 2012 offiziell eingestellt. Aber Retro-Liebhaber und Minitel-Fans auf der ganzen Welt starten immer noch ihre eigenen kleinen Server, und Terminals für den Zugriff auf sie können bei eBay für ein angemessenes Geld gekauft werden.
Das Phänomen und die Geschichte von Minitel sind dem allgemeinen Benutzer in Russland und der GUS praktisch unbekannt. Das ist verständlich: In jenen Jahren hatten wir ZX Spectrum, BBS und andere Attribute von „unserer Atmosphäre“. Aber in der Heimat wurde das Wort "Minitel" fast zu einem Begriff für das bekannte World Wide Web. Ohne den Hype um die Schließung des französischen Netzwerks im Jahr 2012 hätten viele von uns vielleicht nichts davon gewusst.

Im heutigen Artikel werden wir über Minitel sprechen: Wir werden lernen, wie die Terminals aussahen, wie sie aussahen und was sie zu tun wussten. Fragen Sie unsere Freunde aus Frankreich nach Minitel, um maximale Objektivität zu erzielen.



Eine kurze Geschichte von Minitel



Präsentationsvideo Minitel, 1978

1978 begann das französische Ministerium für Post und Telekommunikation (ehemals PPT, Postes, Télégraphes et Téléphones) mit der Entwicklung eines vielversprechenden neuen Systems für den interaktiven Informationsaustausch zwischen Abonnenten von Telefongesellschaften. Es war geplant, durch die Verteilung spezieller Terminals, die eine Verbindung zum Netzwerk herstellen könnten, die Auslastung von 23 Millionen Telefonleitungen im ganzen Land erheblich zu erhöhen sowie die Kosten für das Drucken von Telefonverzeichnissen aus Papier und den Inhalt von Referenzdiensten zu senken. Laut offizieller Statistik konnte Minitel in den ersten acht Jahren seines Bestehens Einsparungen von 500 Millionen Franken erzielen, indem nur die Auflage von Telefonbüchern reduziert wurde.
Das Herzstück von Minitel, das einige Jahre zuvor für die britische Technologie "Videotex" entwickelt wurde .

Die offizielle Präsentation von Minitel fand am 13. Juli 1980 statt. Zwei Tage später erhielten die Bürger von Saint-Malo eine „Probe“ von 55 Terminals. Bis zum Herbst erreichte die Gesamtzahl der Benutzer 2500. 1981 wurden in den Departements Ile und Vilen (Bretagne) weitere 4000 experimentelle Terminals mit neuem Design verteilt. Die Vermarktung von Minitel begann 1982.

Bis Anfang 1986 gab es landesweit bis zu 1,4 Millionen aktive Minitel-Terminals. Ihre Popularität war auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass jeder das Terminal für einen unbegrenzten Zeitraum direkt bei der Post oder im Büro der Telefongesellschaft erhalten konnte, obwohl die Terminals de jure Eigentum von PPT blieben.

Viele Augenzeugen schrieben, dass das Erlernen des Gebrauchs von Minitel nicht schwieriger sei, als Brot in einem Toaster zu rösten oder einen Herd anzuzünden. Benutzerfreundlichkeit gepaart mit Erschwinglichkeit machten Minitel zu einer wirklich massiven Technologie.

Der Erfolg von Minitel sorgte bei den Printmedien für erhebliche Besorgnis: Es gab Befürchtungen, dass die Terminals die traditionelle Presse vom Markt verdrängen könnten. So erschien in Minitel ein neuer Dienst: die rund um die Uhr erscheinende Zeitung Libération. Unter anderem berichtete sie über die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles und war bei Terminalbesitzern sehr beliebt. Es kam zu dem Punkt, dass Minitel auch eigene, exklusive Medien hatte, die keine Print-Gegenstücke hatten.

Die Bar von 3 Millionen Terminals wurde bis 1988 genommen. Und ihre Zahl stieg jeden Monat um ~ 100.000. Täglich wurden bis zu 23 Millionen Anrufe in das Telefonverzeichnis getätigt. Die Gesamtzahl der in Minitel verfügbaren Dienste erreichte 6000 (~ 250 neue wurden monatlich hinzugefügt). Hier ist nur eine allgemeine Liste der Dienste, die über Minitel-Terminals verwendet werden können:

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Anfang und Mitte der neunziger Jahre sank der Höhepunkt der Popularität von Minitel: Berichten zufolge waren 25 Millionen Menschen im ganzen Land aktive Benutzer des Systems.
Das weitere Schicksal von Minitel ist ziemlich vorhersehbar: Das Weltinternet hat archaische und primitive Terminals abgelöst. Wie wir zu Beginn des Artikels geschrieben haben, gab es 2012 in Frankreich etwa 670.000 aktive Benutzer, und am 1. Juli wurde Minitel offiziell getrennt. Zwar haben die Terminalbesitzer immer noch die Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren, was Retro-Liebhaber nutzen.

Leben mit Minitel


Aufstellung der Terminals


Die ersten Terminals, Minitel 1, waren monochrom und zeigten bis zu 8 Graustufen.


Minitel 1, Quelle: ordi-spare.com

Spätere Modelle, der Minitel 1 Couleur, hatten bereits ein Farbdisplay und einen mit dem ZX Spectrum vergleichbaren Farbwähler.


Minitel 1 Couleur Radiotechnique, Quelle: sites.google.com/site/collectionminitel

Später erschienen auf dem Markt „flache“ Terminals mit einem Display oben und Schaltflächen unten, Anti-Vandalismus-Terminals für öffentliche Plätze, Terminals mit einer Schiebetastatur und andere interessante Modelle. In mehr als 30 Jahren offizieller Geschichte von Minitel haben sich viele Designtrends geändert, und viele davon spiegeln sich in der Aufstellung wider.


Mehrere Minitel-Terminalmodelle, Quelle: taringa.net


Das relativ moderne Minitel-Terminal, Quelle: makeuseof.com

Darüber hinaus gab es tragbare Modelle:


Minitel 5 Matra, Quelle: sites.google.com/site/collectionminitel

Alle Terminalmodelle, unabhängig vom Herstellungsjahr, arbeiteten nach dem V.23-Standard. Die Download-Geschwindigkeit betrug 1200 bps, die Download-Geschwindigkeit betrug 75 bps.

Wie könnte der Staat von der freien Verteilung dieser Elefantenterminals profitieren ? Hat man genug an Telefonverzeichnissen gespart?

Tatsache ist, dass jede Minute des Zugriffs auf die meisten Netzwerkressourcen Geld kostet.
Der Benutzer hatte die Wahl zwischen zwei Zahlungsmodellen: stündlich und pro Minute. Am Monatsende erhielt der Benutzer eine Telefonrechnung, in der Minitel-Minuten zum Hauptbetrag hinzugefügt wurden. Es sollte beachtet werden, dass der Zugang zum Netzwerk keineswegs klein war und weit davon entfernt, dass sich jeder Franzose leisten konnte, lange Zeit online aufzulegen.

Minitel durch die Augen der Franzosen


Um das objektivste Bild zu erstellen, haben wir unsere Freunde aus Frankreich gebeten, ihre Erinnerungen an Minitel zu teilen. Es stellte sich sogar als etwas interessanter heraus, als wir geplant hatten.

Franck Savigny
, Minitel . , , . , , . , . : , 1984 , 60 , 9,15€ () . 40 , 20 — . , , . 90-: . . , . : - , , . . , Minitel . , , Minitel. , Minitel .


Rodrigue Blattes

Ja, Minitel war in diesen Jahren in diesen Häusern. Die Terminals halfen den Leuten bei der Suche nach Telefonnummern und einigen Informationen. Einige der Dienstleistungen waren kostenlos. Einige waren das Geld wert. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich mit Minitel die Ergebnisse von Prüfungen für die Zulassung zur Hochschulbildung herausfinden konnte. Es war wie Magie: über eine Telefonleitung (aber nicht am Telefon, das ist wichtig!) Wir konnten mit anderen Menschen kommunizieren und etwas Neues lernen. Übrigens hat der derzeitige Präsident des Telefonisten FREE Xavier Niel einmal die Dienste eines Mincelers angeboten.

Wie Sie sehen können, hatten verschiedene Menschen unterschiedliche Einstellungen gegenüber Minitel. Jemand nutzte die Terminals aktiv, jemand zog es vor, ein bisschen zu warten und sich einen echten Computer mit all seinen Vorteilen zu besorgen. Wenn einer von Ihnen in Frankreich gelebt hat oder lebt, werden wir uns freuen, Ihre Geschichten über Minitel zu hören.

Service-Monetarisierung


In den 90er Jahren wurde die sogenannte Télécarte hergestellt, ein Analogon der bekannten Internetkarten mit Minuten. Dies ermöglichte eine bessere Kontrolle der Kommunikationskosten.


Télécarte, Quelle: text-mode.org

Minitel-Seiten brachten ihren Schöpfern ein garantiertes Einkommen. Das Herstellen einer Verbindung zu jedem von ihnen kostet den Teilnehmer einen bestimmten Betrag. Ein Drittel des Einkommens des Unternehmens ging an die Regierung, alles andere (abzüglich Gemeinkosten) konnte im Einkommen erfasst werden. Das moderne Internet ist in dieser Hinsicht benutzerfreundlicher: Das Unternehmen muss es noch versuchen, bevor es zumindest einen gewissen Gewinn vom Besucher seiner Seite erzielt.

Um den einen oder anderen Minitel-Dienst zu kontaktieren, musste der Benutzer lediglich seine Nummer über ein Terminal oder ein normales Telefon wählen, das mit derselben Leitung verbunden war. Zusammen mit dem Terminal wurden spezielle Broschüren herausgegeben, „Gelbe Seiten“, auf denen die Nummern einiger staatlicher und geschäftlicher Dienstleistungen angegeben waren.

Dies bringt uns zu einem weiteren lustigen Moment. Um zur Website im Internet zu gelangen, müssen Sie zuerst deren Adresse herausfinden oder zu einem direkten Link gehen. Vor dem Aufkommen von Suchmaschinen war dieser Prozess sehr trivial. Ich musste in Werbebroschüren auf Papier blättern, Freunde befragen oder wertvolle Minuten des Internetzugangs verbringen, um die Listen der Websites nach Ressourcen zu durchsuchen, die Sie bereits kannten.

In Minitel fiel jeder neue Dienst sofort in eine gemeinsame Datenbank, dasselbe Telefonverzeichnis, auf das kostenlos zugegriffen werden konnte.
Es ist kaum zu glauben, dass eine so einfache und primitive Technologie in der modernen Welt, die bereits vom Internet erfasst wurde, so lange Bestand hatte. Ab 2006 hat Orange (ehemals France Telecom) wiederholt erklärt, dass es Zeit ist, Minitel zu schließen, da dies die vollständige Integration Frankreichs in die globale Internetgemeinschaft behindert. Der Konservatismus der Franzosen und der Nationalstolz in ihrem eigenen einzigartigen Netzwerk ließen dies jedoch erst 2012 zu.

Minitel Services


Leider gibt es nicht genügend hochwertige Fotos vom Minitel-Bildschirm. Wir werden ein paar Bilder geben und ein paar interessante Links anhängen, die Ihnen helfen, in die Geschichte von Minitel einzutauchen und Ihre eigene Meinung über die Arbeit in diesem Netzwerk zu äußern.


Werbung für das erste Personalbüro auf der Minitel-


Registrierungsseite des Dienstes für „Free Dating“


Wie Sie auf dem obigen Bildschirm sehen können, haben die Franzosen das Internet erst zuletzt aufgegeben.


Eine der Dienstleistungen der Sunset-Technologie: Softonic-Katalog

Ein ausreichend langes Präsentationsvideo:


Minitel-Test (auf Englisch) und Demonstration einer echten Verbindung zum Minitel-Dienst:


Es wurden wiederholt Versuche unternommen, auf der Basis des Minitel-Terminals etwas „Klügeres“ und Computerähnlicheres aufzubauen, aber die meisten dieser Experimente scheiterten aus dem einen oder anderen Grund. Terminals sind für immer Terminals.


Ein Prototyp-Terminal mit einem besseren Bildschirm, der nie das Licht erblickte, Quelle: itc.ua

Schließlich werden wir auf die eine oder andere Weise einige interessante Links zu Ressourcen im Zusammenhang mit Minitel geben.


Aber auf Arduino endeten die Dinge dort nicht. Enthusiasten verwenden Minitel-Terminals, um mit Android , wiederum Android , Raspberry Pi und anderen, am häufigsten verwendeten Spielgeräten, zu interagieren .

Aus dem Video von Dmitry Bachilo (der keiner Einführung bedarf) können Sie genügend theoretische Informationen über Minitel erhalten. Wir haben uns bewusst nicht zu tief mit dem Gerät des Minitel-Netzwerks und der ihm zugrunde liegenden Technologie befasst, da es im Internet bereits viele solcher Informationen gibt.

Das war die Geschichte von Minitel. Natürlich fällt es uns schwer, die Trennung dieses Netzwerks zu bedauern. Alles geschieht zu gegebener Zeit - und die Ära der französischen Terminals ist in der Vergangenheit verschwunden. Dies beeinträchtigt jedoch nicht ihre Attraktivität. Stimmen Sie zu, es wäre schön, einmal den warmen Fall des Topfbauch-Terminals zu berühren. Wählen Sie die Telefonnummer ab 3615 und erfahren Sie am 27. Mai 1988, wie das Wetter in den Vororten von Marseille vor 32 Jahren war.

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